Medienkompetenz

Medienkompetenz: Wofür benutzen Kinder tagsüber ihr Smartphone?

Thema Medienkompetenz. Obwohl vielen Minderjährigen das Mitbringen von Handys und Smartphones in die Schule verboten ist, besagt eine Studie vom Meinungsforschungsinstitut Aris, dass die meisten nichts anderes tun. Der Branchenverband BITKOM hat die Erhebung in Auftrag gegeben. Darin wird untersucht, für welche Zwecke Jugendliche tagsüber ihr Mobiltelefon benutzen. Und natürlich auch, wie effektiv Verbote von Lehrern und Eltern sind.

Nomen est omen. Die Studie, die am 17. Februar 2015 veröffentlicht wurde, trägt den Titel: „Fast alle Schüler nehmen ihr Handy mit in die Schule„. Das hätte man kaum passender ausdrücken können.

Im Auftrag des Branchenverbands BITKOM wurden bundesweit 512 Schüler weiterführender Schulen im Alter von 14 bis 19 Jahren befragt. Für sie gehören Handys als auch Smartphones genauso in die Schultasche, wie ihr Pausenbrot, ihre Schulhefte oder die Bücher. Momentan sind die Geräte in vielen deutschen Schulen verboten. 66 Prozent der Befragten geben bei der Befragung an, dass ihnen die Nutzung während des Unterrichts untersagt ist. Manchen Pädagogen geht das aber noch nicht weit genug. In einigen Schulen dürfen Mobiltelefone überhaupt nicht mitgeführt werden. Sie sind auf dem gesamten Schulgelände verboten.

Zur Einordnung: Wer sich die Ergebnisse der Studie anschaut, sollte bedenken, wessen Interessen der Auftraggeber vertritt. Zu den BITKOM-Mitgliedern gehören auch Geräte-Hersteller, Anbieter von Software und IT-Dienstleistungen, sowie von Dienstleistungen im Bereich Telekommunikation und Internetdiensten. Von daher werden bei BITKOM die Auswirkungen der neuen Technik auf unsere Gesellschaft weniger kritisch als anderswo beleuchtet. Interessant und aufschlussreich ist die Studie dennoch.

Schüler und ihr Smartphone: Musikkonsum an erster Stelle

Die meisten Befragten (87 Prozent) geben an, dass sie mit ihrem Handy bzw. Smartphone zumeist Musik hören. Mit 74 Prozent fotografieren etwa drei Viertel der Schüler Tafelbilder ab. Mehr als die Hälfte der Befragten nutzt das eigene Smartphone, um während des Unterrichts online nach Informationen zu suchen, die zum Unterrichtsinhalt passen. Mit den internetfähigen Mobilfunktelefonen kann man im PC-Raum die DSL-Leitung der Schule entlasten. Wenn 10 oder mehr Schüler gleichzeitig surfen, geht eine normale DSL-Leitung in die Knie.

Doch die neue Technik beinhaltet auch Schattenseiten: So werden die Mobilfunkgeräte häufig dafür eingesetzt, um mit den Mitschülern zu chatten (70 Prozent). Die meisten Schüler werden dafür zumeist WhatsApp verwenden. Gerne werden auch in der Pause oder sogar während des Unterrichts Nachrichten der sozialen Netzwerke (Facebook, Snapchat etc.) gelesen und geschrieben (45 Prozent). Jeder Dritte (34 Prozent) schaut sich Videos bei YouTube, Vimeo & Co. an. Jeder Vierte (24 Prozent) spielt in den Pausen mit seinem Gerät. Die Versuchung trotz der Verbote oder sogar während des Unterrichts mal eben bei WhatsApp oder seinem Lieblingsspiel reinzuschauen, ist natürlich ständig gegeben. Die Dozenten können ihre Augen nicht überall haben.

Die herkömmliche Kommunikation ist dem hingen total out. Nur 20 Prozent der Befragten nutzen ihr Mobiltelefon auf dem Schulgelände, um damit zu telefonieren. Die Verbote im Klassenzimmer kommen trotzdem nicht von ungefähr. Jeder zehnte Schüler gibt zu, sein Mobiltelefon zum Schummeln einzusetzen, um die Note einer Klausur aufzupolieren.

Zwar fordert der Branchenverband BITKOM, man solle den Kindern mehr Medienkompetenz vermitteln. Allerdings wird nicht ausgeführt, wie die Lehrer oder Mitglieder der Elternvertretung dies im Detail bewerkstelligen sollen. Dazu kommt, dass es keine bundesweite Gesetzgebung gibt, Bildung ist bekanntlich Ländersache. Jedes Bundesland hat auch bezüglich der Vermittlung von Medienkompetenz seine eigenen Richtlinien. Die Vorgaben können auch schon mal schwanken, je nachdem, welche Partei auf Länderebene gerade die Mehrheit besitzt.

Eigentlich wäre es an erster Stelle die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder fit für den Umgang mit der modernen Technik zu machen. Doch wie soll das gelingen, wo sich viele Mütter und Väter selbst nicht sonderlich gut im Web auskennen? Das Internet als auch die Technologie um uns herum unterliegt einem ständigen Wechsel, viele Eltern sind damit schlichtweg überfordert.


Video von LeFloid aus 2015: Seid nicht dumm auf YouNow! Lecker Mutanten & Totalüberwachung

 

Medienkompetenz: Erst den Kopf anschalten, dann erst ins Internet!

Die moderne Technik kann zweifelsohne den Schulalltag bereichern. Dafür müsste sie aber auch richtig eingesetzt werden. Der YouTube-Star Florian Mundt (LeFloid) bringt das Problem in einem seiner Videos gut auf den Punkt. Er hat auch gleich eine Lösung parat: “Machst Du erst Deinen Kopf an. Dann den Internetz.” Das mag etwas flapsig klingen, so ist es aber gar nicht gemeint. Soll heißen: Wer sich gut auskennt und auch über die Schattenseiten des Webs und der Geräte Bescheid weiß, kann die Vorzüge der modernen Technik nutzen. Das mag simpel klingen, das ist es aber nicht.

Aufgrund der Komplexität der Problematik ist es nicht verwunderlich, dass selbst die Mobilfunkanbieter und Hersteller von Smartphones keine knackigen Rezepte zur Verbesserung der Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler präsentieren können.

 

P.S.: Wer sich über das Thema Mediennutzung von Minderjährigen informieren möchte, dem sei hiermit die sehr ausführliche und informative Studie “Jung und vernetzt” ans Herz gelegt. Das PDF kann hier kostenlos betrachtet oder heruntergeladen werden.

Quelle Beitragsbild PikWizard.com, thx! (CC0 1.0)

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