skull, bones, the pirate bay

Massenabmahnung wegen Redtube-Streams: Wie kam U+C an die IP-Adressen?

Wie bereits vorgestern berichtet wurde, verschickt die Kanzlei U+C derzeit sehr viele Abmahnungen an Kunden der Deutschen Telekom, weil man sich angeblich illegale Inhalte bei der Porno-Plattform redtube.com angesehen hat. Pro Film werden genau 250 Euro verlangt. Jetzt gibt es neue Theorien, was die Ermittlung der IP-Adressen betrifft.

Es geht um die Streams der Filme:

  • Dream Trip
  • Hot Stories
  • Amanda’s secrets
  • Miriam’s Adventures
  • Glamour Show Girls

Wie kam U+C an die IP-Adresse der Abgemahnten?

Bei IT-recht Deutschland wird berichtet, ein Abgemahnter habe eine E-Mail von der Deutschen Telekom erhalten, weil seine IP-Adresse im Rahmen einer Virenattacke missbraucht wurde. Von der IP-Adresse des Abgemahnten wurden Hacking-Angriffe auf fremde Computer durchgeführt. Eventuell wurden dabei sogar Passwörter, Kreditkarten-, Bank- und sonstige Daten von fremden Rechnern ausgelesen.

Der Virenangriff und der angeblich illegale Konsum der Pornos fanden also zum gleichen Zeitpunkt statt. Wurde die IP-Adresse dabei durch den Hacker an die abmahnende Kanzlei übermittelt? Die Schadsoftware hat entweder selbst die Porno-Plattform besucht, weswegen einige Betroffene auch angaben, dass sie sich keine Videos bei RedTube angesehen haben. Oder aber der Cyberkriminelle hat die Datenströme des befallenen Computers ausgewertet, um die Informationen an einen Rechteinhaber, IT-Dienstleister oder eine Kanzlei zu übermitteln. Natürlich gibt es für diese Theorie keinen Beweis, dafür müsste man die (mittlerweile vom PC entfernte) Schadsoftware untersuchen. Ein Forensiker müsste feststellen, was das Programm im Detail tat und auch, wohin die Daten geschickt wurden. Die Anwälte von it-recht Deutschland fühlen sich in jedem Fall an einen früheren Fall erinnert, wo von u+c massenhaft wettbewerbsrechtliche Abmahnungen für eine insolvente Firma mit Namen KVR Handelsgesellschaft in Verbindung mit dem Unternehmen Olivosmedia verschickt wurden. Auch der Anwalt Jens Ferner berichtet von einem Virenbefall seiner Klienten.

Turn Piracy into Profit?

Auch ist sehr auffällig, dass die Schweizer The Archiv AG offenbar selbst gar keine Videos herstellt. Geschäftszweck ist lediglich der Erwerb und die Auswertung von Medien und die Erbringung von Dienstleistungen. Das erinnert mich sehr an frühere Fälle, wo deutsche Unternehmen bestimmte Rechte an Medien aufkauften, um Abmahnungen verschicken zu lassen. Die fraglichen Werke (auch Pornos) wurden aber in P2P-Tauschbörsen angeboten. Was den Abgemahnten nichts half war die Tatsache, dass die meisten Filme nicht mehr im Handel erhältlich waren. Jemand hatte eine Option gefunden mit Werken Geld zu verdienen, für die keine Käufer mehr gefunden wurden.

Auch der Sitz des Unternehmens ist interessant. Das Unternehmen in der Schweiz anzusiedeln hat den positiven Effekt, dass die Auskunfspflichten einer Schweizer AG weitaus geringer ausfällt, als beispielsweise eine Aktiengesellschaft in Deutschland. Manche Unternehmen sind schlichtweg nicht daran interessiert, dass zu viele Details von ihnen an die Öffentlichkeit gelangen.

RedTube ist nichtoffensichtlich rechtswidrig„!

In den Nutzungsbedingungen von RedTube steht, dass das Hochladen illegaler Inhalte verboten ist. Werden Urheberrechtsverletzungen angezeigt, werden die betreffenden Medien (nach Maßgabe des DMCA) unverzüglich gelöscht. Wer als Uploader die Rechte Dritter verletzt, dessen Account wird ebenfalls zeitnah deaktiviert. Ob beim Konsum eines Streams eine Urheberrechtsverletzung vorliegt, ist sowieso strittig. Aber sie setzt auf jeden Fall voraus, dass die Quelle “offensichtlich rechtswidrig” ist. Das sind die Internet-Portale des Erotikkonzerns Manwin nicht. Streaming-Portale wie movie4k oder kinox.to hingegen bieten auf den ersten Blick illegale Inhalt an, weswegen sie offensichtlich rechtswidrig sind. Wer auf Portalen des Graubereichs unterwegs ist, müsste mit einer Abmahnung rechnen, sollte es eine Möglichkeit geben, an die IP-Adressen zu gelangen. Das wäre aber nur möglich, sobald man vollen Zugriff auf die Server der Streaming-Webseiten hätte. Das ist auch der Grund warum so viel um die Abmahnungen von u+c gerätselt wird.

An dieser Stelle vielen Dank an Grummel und Baxter. Baxter begleitet und dokumentiert den deutschen Abmahnwahn schon seit vielen Jahren.

Ich habe gestern per E-Mail eine Anfrage an die deutsche Niederlassung des Betreibers von RedTube verschickt, die bislang nicht beantwortet wurde.

10 Gedanken zu „Massenabmahnung wegen Redtube-Streams: Wie kam U+C an die IP-Adressen?

  1. Vertipperdomain „retdube.net“ zum Abfangen der IP-Adresse?

    Zitat aus einem Kommentar:
    „Aber in meiner Browser History (was natürlich kein Beweis ist) taucht da nichts von Glamour Show Girls auf. Der Filelink https://www.redtube.com/266403 taucht in meiner History mal nicht auf. Wie gesagt, das ist natürlich kein Beweis. Aber es ist schon seltsam, im August gibt es einen Eintrag 266403.retdube.net.“
    Quelle:
    https://www.lawblog.de/index.php/archives/2013/12/06/streaming-abmahnung-mit-vielen-fragezeichen/

  2. „Die Regensburger Abmahn-Kanzlei Urmann und Collegen (U+C) war schon einmal mit einer umstrittenen Aktion in die Schlagzeilen geraten. Sie hatte im Sommer 2012 angekündigt, die Namen abgemahnter Internetanschluss-Inhaber im Netz zu veröffentlichen. Es wäre eine Art Porno-Pranger geworden – der prompt von Datenschützern und Richtern verboten wurde.“
    Quelle:
    https://www.augsburger-allgemeine.de/digital/Pornos-im-Netz-angesehen-Kanzlei-mahnt-reihenweise-Internetnutzer-ab-id28029857.html

  3. Alle genannten Filme, im besonderen Amanda´s Secret wurden in besagtem Zeitraum als direkte Spammail an Millionen Adressen versendet. Das ging über 10 Tage so. Eine Abmeldung aus der Versandliste war überhaupt nicht möglich, da wurde man gleich in andere Kanäle weitergeleitet. Es wäre nicht verwunderlich, wenn dies eine gut ausgedachte Falle war.

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