C'n'B

Diskussionspanel auf der C’n’B: „Warum sind wir so leise?“

Die Keynote von Stefan Herwig auf unserer gestrigen Veranstaltung auf der C’n’B brachte auch für mich einige neue Aspekte zum Vorschein. Früher war es sehr nützlich, dass die Musikwirtschaft hinter den Stars zurücktrat und trotz der vielen geleisteten Arbeit unsichtbar wurde. Heute kommt das weniger gut an. Viele Konsumenten glauben, dass die Mitarbeiter der Musikindustrie nur Platten und CDs pressen. Jede Menge Geld scheffeln (Koks & Nutten) nicht zu vergessen. Aber gut, woher sollten sie es auch besser wissen? Niemand versuchte sie bisher darüber aufzuklären, was es bedeutet einen Künstler aufzubauen. Es gab auch keine Kampagnen, die klargestellt hätten, dass die eigentliche Produktion nur einen kleinen Anteil der Arbeit ausmacht. Und das die meisten Veröffentlichungen nicht von den Majors kommen, sondern von einem der vielen kleinen unabhängigen Firmen.

Leider war auf dem Panel als auch bei den Zuschauern kein Vertreter der Major Labels anwesend. Zu gerne hätte ich mit Dieter Gorny diskutiert, der wegen „Terminproblemen“ abgesagt hat. Offenbar ist es besser Termine mit seiner Sekretärin als mit ihm selbst abzusprechen.

Artur Schock von Audiolith hingegen glaubt, die Majors hätten gar kein Problem, denen ginge es gut. Ach was!? Mich kriegen sie gleich, dachte ich nur. Nein, den Majors mag es besser als vor ein paar Jahren gehen. Aber grundsätzlich ist es noch immer so, dass die Verluste bei den Verkäufen von CDs und Schallplatten nicht vom leichten Plus an verkauften digitalen Verkäufen gedeckt werden. Ergo verdient man seit vielen Jahren weniger als zuvor.

Die meisten Songs verkaufen im Web Unternehmen, die mit dem Thema Musik ursprünglich nichts zu tun hatten. Amazon und Apple sind die ungeschlagenen Martkführer beim Vertrieb von Downloads. Auf eine andere Branche übertragen wäre das in ungefähr so, als wenn die Gebrüder Albrecht plötzlich statt Toyota, Audi oder VW die meisten Autos absetzen würden. Würde dann auch jemand sagen, die können die Wagen zwar herstellen, den Verkauf der PKWs haben aber andere übernommen. Ergo: denen geht es gut !???

Keine Imagearbeit geleistet

Die Kommunikationsfachfrau Jana Behr kritisierte gestern zurecht, dass sich viele Unternehmen in den letzten Jahren auf das Abmahnen und nicht auf den Aufbau oder eine Verbesserung von ihrem Image konzentriert haben. Im Gegenteil: Die Abmahnungen haben ihnen PR-technisch dann den Rest gegeben. Den beteiligten Anwälten war das egal. Die meisten besitzen große Nehmer-Qualitäten, sprich ein extrem dickes Fell.

Leider war es in dem Veranstaltungsraum (bekanntlich) sehr heiß, was die wenigen Zuschauer erklärt. Die Konferenz kam mir aber insgesamt wie leergefegt vor. Mag sein, die Teilnehmer verteilten sich auf die beiden Gebäude. Möglicherweise lag es auch daran, weil es der zweite und somit letzte Tag der C’n’B war. Aber an solche Zahlen wie 2009 war gestern nicht zu denken. 2009 waren bei „Werte 2.0“ rund 300 Personen anwesend, gestern mögen es vielleicht 25 oder 30 gewesen sein. Das war sehr schade, weil die Diskussion insgesamt sehr angeregt verlief und personell gut besetzt war.

Kommunikation war ja gestern sowieso das große Thema. Schnell wurde klar: Kommunikation bedeutet leider auch, sich wie bei GEMA-Dialog ganztägig mit Trollen zu beschäftigen, die jeden Vormittag um 9 Uhr die virtuelle Bühne betreten und um Punkt 17 Uhr Feierabend machen. Kommunikation verläuft heutzutage anders als vor 20 Jahren. Sie ist nicht mehr so einseitig, weil das Publikum Wege und Möglichkeiten hat, sich zu äußern. Sei es bei Twitter, G+, Facebook, in Form von Kommentaren oder Blogbeiträgen. Kommunikation in beide Richtungen ist viel spannender und anregender. Natürlich auch viel anstrengender.

Wir müssen den Arsch hochkriegen

Der Komponist (und Moderator unseres Panels) Matthias Hornschuh sagte als Fazit, dass die Kreativen den „Arsch hoch kriegen müssen“. Teilhabe und Demokratie sei halt mit entsprechend viel Arbeit verbunden. Wohl wahr. Und warum war man in den letzten Jahren so leise? Gute Frage. Das hätte ich gerne gestern von einem Vertreter vom BVMI, Sony, Warner oder Universal gehört. Keine Kommunikation ist auch eine. Oder um es wissenschaftlicher mit den Worten von Herrn Watzlawick auszudrücken: Man kann nicht nicht kommunizieren.

Hier noch der Link zu einem Artikel vom Landesmusikrat NRW.

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