Schon bald beginnt die Vorweihnachtszeit. Damit wiederholt sich in Kindergärten und auf Adventsmärkten die alljährliche Problematik, dass man für die Aufführung von GEMA-Werken unter bestimmten Bedingungen Gebühren bezahlen muss. Wer dem GEMA-Material gemeinfreie oder CC-lizenzierte Adventslieder vorzieht, dürfte sich für dieses neue Liederbuch interessieren.
Der Frankfurter gemeinnütze Verein Musikpiraten e.V. veröffentlicht zum Monatsende die dritte Auflage ihres kostenfreien Liederbuchs „Singen im Advent“. Die erstmals 2010 veröffentlichte Sammlung traditioneller Weihnachtslieder erfreut sich wachsender Popularität. Die GEMA-freien Songs werden dieses Jahr nicht nur im digitalen Format erscheinen. Der Verein will das Liederbuch erstmals als Print-On-Demand-Buch zum reinen Druckpreis anbieten. Bisher gab es die Liederbücher lediglich als PDF-Dokument, OpenOffice-Textdokument, als Bilddatei und für das Notzensatzprogramm LilyPond.
Die Musikpiraten sind aber noch nicht fertig mit dem Setzen der neuen Version. Man sucht nun Helfer, die diverse „neue“ Lieder in das Buch einbauen. Wer beim Setzen helfen will, kann sich auf der Mailingliste der Musikpiraten anmelden und erhält dort alle notwendigen Informationen. Im Github-Repository des Vereins kann man sehen, wie weit die Arbeiten fortgeschritten sind. Dort stehen auch die älteren Notenblätter zum Download bereit. Weitere Informationen dazu sind hier verfügbar.
Dass man „für die Aufführung von GEMA-Werken unter bestimmten Bedingungen Gebühren bezahlen muss“ ist eine logisch (ist ja der Sinn der GEMA), aber in Bezug auf Adventslieder irrelevant. Diese Lieder sind in den seltensten Fällen GEMA-Werke und selbst wenn, ist nicht die Aufführung kostenpflichtig, sondern das Kopieren urheberrechtlich geschützter Notenblättern. Die VG Musikedition, die deren Urheber vertritt, hat 2009 über die GEMA Pauschalabgaben fürs Kopieren angeboten, das ist erheblich billiger als zig Notenbücher anzuschaffen. In der Presse und Blogosphäre wurde aus diesem Angebot ganz schnell eine „Abmahnung“ und eine „Gebühr fürs Singen von Kinderliedern“.
Man muss die GEMA nicht mögen, aber man sollte keine falschen oder irreführenden Behauptungen in die Welt setzen, denn das trägt nicht zur Versachlichung der Debatte über das Urheberrecht bei.
Hintergrund: https://blog.gema.de/blog/beitrag/kindergaerten-und-notenkopien-auch-im-neuen-jahr-geht-es-nicht-ums-singen/ und https://www.stefan-niggemeier.de/blog/der-kindergarten-als-rechtsfreier-raum-2/
https://blog.gema.de/blog/beitrag/kindergaerten-und-notenkopien-auch-im-neuen-jahr-geht-es-nicht-ums-singen/
Ja, Moment mal. Wenn ich eine Veranstaltung mache und Eintritt nehme, hat das doch etwas mit der GEMA und nichts mit der VG Musikedition zu tun, oder? Mit Hilfe der gemeinfreien Lieder dürften Schulen oder Kindergärten Eintritt verlangen und müssten nichts an die GEMA abführen. Oder habe ich das jetzt falsch verstanden?
Wenn Du eine Veranstaltung machst, dann ist es nur dann kostenpflichtig, wenn
– Du GEMA-pflichtige Lieder singst (also keine klassischen Adventslieder, sondern z. B. was von Rolf Zuckowski komponiertes) UND
– Du auch Veranstalter bist UND
– Du Eintritt nimmst. Kommt in der Praxis wohl kaum vor und wird deshalb auch nicht weiter von der GEMA verfolgt.
Was anderes ist es, wenn Du Notenkopien anfertigst, deren Rechte bei der VG Musikedition liegen. Die GEMA tritt in diesem Fall nur als Dienstleister auf, sammelt also für die VG das Geld ein, seit 2009 halt auch einfach per Pauschale.
Beide Fälle haben aber nichts miteinander zu tun und sind ganz kräftig durcheinander geworfen worden, weil bei vielen Leuten anscheinend der Verstand aussetzt, wenn sie nur das Wort „GEMA“ hören (teilweise sogar verständlich).
Danke für die Erläuterung, so tief stecke ich da nicht drin. Ich bin kein uneingeschränkter Freund der Aktionen der Musikpiraten. Aber warum kein eigenes Heft herausbringen, bei dem im Vorfeld sichergestellt wurde, dass alle Lieder gemeinfrei sind? Ich halte das nicht für verkehrt. Das ist auf jeden Fall sinnvoller als irgendwelche Gerichtsverfahren ausfechten, bei denen eigentlich schon vorher klar war, dass sie unterlegen sein werden.
Ich halte das auch für eine gute Idee und habe auch keine großen Sympathien für die GEMA, aber mir persönlich gehen die Vorstellungen der Musikpiraten zu weit und ihre Eigenwerbung gehörig auf die Nerven.
P.S.: „Es geht weniger darum, „dass alle Lieder gemeinfrei sind“, sondern darum, dass alle Notensätze frei sind. 🙂
Okay, nochmals danke für den Hinweis mit den Notensätzen. Und as die Eigenwerbung betrifft, sehe ich die Sache ganz ähnlich wie du!