Im April 2014 war ich erneut in Velbert bei der Windrather Talschule zu Besuch. Dieses Mal waren statt der Schüler Eltern und Lehrer anwesend, um sich über alle Facetten des Datenschutzes in der modernen Gesellschaft zu informieren. Am Ende des zweistündigen Vortrags konnten mir alle Mütter und Väter konkrete Fragen stellen.Keine Frage: Das Internet beinhaltet viele positive Aspekte. Niemals war der Zugang zu Informationen einfacher als heute. Nie war es beispielsweise so simpel, die Preise von Waren oder die Konditionen von Dienstleistern zu vergleichen. Selbst wenn unsere Freunde ans andere Ende der Welt ziehen, können wir uns mit ihnen problemlos über das Internet unterhalten. Dies sind nur zwei von vielen Beispielen, wo sich das Internet positiv auf unsere Gesellschaft ausgewirkt hat.
Datenschutz: Das Internet beinhaltet viele Chancen und Risiken.
Doch wo es Licht gibt, da fällt bekanntlich auch Schatten.Seit den Veröffentlichungen von Edward Snowden ist nichts mehr, wie es war. Offenbar gehen noch immer viele Anwender sorglos mit ihren Daten oder Passwörtern um. Dank Snowden müsste aber nun jeder wissen, dass nichts und niemand im Internet privat ist. Die NSA und viele andere Geheimdienste zahlreicher Nationen knacken nahezu jedes anonyme Netzwerk und dringen tief in Smartphones und alle Sorten von Computern ein, um diese bei Bedarf auszulesen. Wer eine Information sicher speichern will, der sollte sie lieber mit einem Stift auf einen Zettel schreiben. Doch um den Whistleblower Edward Snowden oder darum, wer welche Daten von uns sammelt und auswertet, geht es bei diesem Seminar nur am Rand.
Kinder erzählen, Facebook ist nur etwas für die „Alten“ !
Mehrere Eltern erzählten, mittlerweile würden ihre Kinder Facebook „doof“ finden, weil dort zunehmend „die Alten unterwegs“ seien. Viele Jugendliche nutzen zunehmend WhatsApp, um miteinander zu kommunizieren. Da dies eine App und kein soziales Netzwerk ist, kann diese Software natürlich nicht die gleiche Funktionalität wie Facebook bieten. Weil Facebook-Chef Marc Zuckerberg wusste, dass das Durchschnittsalter seines Portals kontinuierlich ansteigt, ließ er kürzlich die Betreibergesellschaft von WhatsApp aufkaufen. Damit hat eine Datenkrake die nächste erworben. Für die WhatsApp-Nutzer wird dies möglicherweise sogar von Vorteil sein, weil Facebook die Sicherheit seiner Nutzer sehr viel mehr im Blick hat, als die früheren Betreiber von WhatsApp. Da es noch kein neues anerkanntes soziales Netzwerk für Kinder oder Jugendliche gibt, sind die meisten Kids nach Auskunft der Eltern bei Facebook geblieben. Sie sind dort aber nicht mehr so aktiv wie früher.
Was Eltern lernen sollten: Den Kids vermitteln, wie man sorgsam mit Daten umgeht.
Egal ob es um Bewerbungen oder generell um die Reputation eines Menschen geht. Niemand sollte aus mangelnder Vorsicht zu viel von sich selbst preisgeben. Beim Thema Datenschutz fällt mir immer wieder das Bild eines Wassereimers ein, der bei Ebbe auf dem Strand steht. Stellen Sie sich vor, Ihre Daten sind wie das Wasser im Eimer. Wenn sie das Wasser auf den Strand schütten, können sie es nicht mehr zurückbefördern. Genauso verhält es sich mit allen Informationen, die erstmal ihren Weg ins Internet gefunden haben. Auch diese kann niemand mehr kontrollieren. Das ist sowohl technisch als auch juristisch unmöglich. Deswegen sollten sich Schüler wie Eltern sehr gut überlegen, welche Texte, Videos oder Bilder sie von sich im Internet veröffentlichen.
Elternseminare: Verbote alleine bringen nichts!
Ich bin der Meinung, dass Verbote überhaupt nichts bewirken. Den Jugendlichen muss vielmehr eine kritische Grundhaltung beigebracht werden. Sie müssen lernen zu hinterfragen, welche Konsequenzen ihr Verhalten im Web hat. Wenn die ersten Absagen auf Bewerbungen erfolgen weil peinliche Fotos gepostet wurden, ist es zu spät. Lieber schon jetzt das eigene Verhalten überdenken. Das gleiche gilt für die leidige Killerspiel-Diskussion. Ob einige Tausend Pixel auf einem Bildschirm zu Aggressionen führen oder ob man diese möglicherweise mit Egoshootern abbauen kann, darüber können wir gerne diskutieren.
Wenn Sie hingegen Anhaltspunkte dafür finden, dass die eigenen Kinder mithilfe einer Spielkonsole oder dem Computer vor der Realität flüchten, bringt es nichts diese Fluchtmöglichkeit zu verbieten. Nur die Symptome zu behandeln, hat noch niemanden geheilt. Wenn eine Spielsucht oder depressives Verhalten vorliegen sollte, sollten psychologisch geschulte Fachkräfte in Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten nach den Ursachen suchen.
Weitere Themenbereiche, die im Rahmen meiner Elternseminare und Lehrerseminare behandelt werden:
- Vorsicht bei der Benutzung von Internet-Tauschbörsen. Noch immer werden jeden Wochentag unzählige Abmahnungen wegen des illegalen Bezugs von Spielfilmen, Fernsehserien, Hörbüchern, E-Books u.v.m. verschickt.
- Ist der Besuch von Streaming-Portalen, wie movie4k, kinox.to & Co. illegal und somit strafbar?
- Was tun bei Cyber-Mobbing? Eine Studie der Universität Münster in Zusammenarbeit mit der TK (2011) kam zu dem Ergebnis, dass mittlerweile 32 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Opfer von Cybermobbing wurden. In NRW waren es sogar 36 %.
- Viele Browserspiele geben vor, kostenlos zu sein. Wer viel Anerkennung haben und im Browsergame weiterkommen will, wird von den Herstellern systematisch zur Kasse gebeten.
- Woran erkennt man unseriöse Webseiten? Von welchen Webseiten sollte man Software herunterladen? Von welchen besser nicht?
- Wie verhält man sich, sollte jemand aus der Familie auf ein Abzocker-Portal hereingefallen sein? Ist tatsächlich ein Vertrag zustande gekommen? Muss man die Kosten für das zumeist zweijährige Abo bezahlen?
- Wie funktioniert Phishing? Woran erkenne ich eine nachgemachte Webseite, die einem zur Eingabe von Kreditkartendetails oder der PIN und TAN (Online-Banking) verleiten soll? Warum fallen jedes Jahr noch immer so viele Menschen auf derartige Fallen herein?
- Welche Passwörter sind sicher? Wie oft sollte man diese wechseln?
- Woher kennt Amazon, Zalando oder eBay schon nach einem Login meinen Namen? Wie kommt es zu den Verkaufsempfehlungen?
- Was sind Cookies? Wie kann man diese löschen?
- Es ist egal, ob man die Programme der Kriminellen Trojaner, Viren oder Spyware nennt. Wie kommt Schadsoftware auf den Computer? Wie verhält sich ein Computer, der betroffen ist? Wie kann ich versuchen meinen PC davor zu schützen? Gibt es überhaupt einen effektiven Schutz?
- Das Smartphone als eine perfekte Überwachungsmaschine. Welche Informationen werden auf Smartphones gespeichert?
- vieles mehr
- weitere Themen werden gerne auf Anfrage aufbereitet!
Sie möchten die Schüler, Eltern oder Lehrer Ihrer Schule fit für das Internet machen? Sie brauchen einen Außenstehenden, der teils schwierige Zusammenhänge in einfachen Worten und ohne erhobenen Zeigefinger erklärt?
Die Mitarbeiter Ihres Unternehmens haben ihre letzten Sauferlebnisse im Firmenblog oder öffentlich bei Facebook zum Besten gegeben?
Ich halte demnächst an der Schule meiner Tochter einen Vortrag im Ethikunterricht zum Thema Cybermobbing und Persönlichkeitsschutz im Internet im Bezug auf soziale Netzwerke. Ist mein erstes mal und bin gespannt wie es ankommen wird, da ich ja nicht zu technisch werden darf 😉 Die Kids sollen ja interessiert lauschen, mit machen und ich muss live per Beamer was zeigen anstatt nur zu schwafeln (wie es die örtliche Polizei z.B. gemacht hat, nicht mal Folien gabs laut meiner Tochter).
Hast du vielleicht Tips für mich? Du warst ja scheinbar auch schon bei Kindern. Bei mir sind die Kids im Alter von 12-14 Jahren. Konkret behandel ich die Themen Datenschutz für Kids, Vor- und Nachteile sozialer Netzwerke für Jugendliche, Gefahren des Cybermobbings für Opfer und Täter. Was kann man gegen Cybermobbing oder die Veröffentlichung persönlicher Daten durch Dritte unternehmen.
Versuche die Kinder mit in den Unterricht einzubeziehen. Stelle ihnen konkrete und zudem offene Fragen, auf die sie antworten können. Das hält sie wach. Frontalunterricht ermüdet sehr schnell. Würde mir als Zuschauer auch nicht anders gehen.
Auch wenn das Video ein wenig nach Effekthascherei aussieht. Ich habe bei Jugendlichen immer „Take This Lollipop“ vorgeführt. https://www.takethislollipop.com/ Leider ist aus dem zweiten Teil nie etwas geworden. Bei einigen Veranstaltungen hatten wir die Zeit, dass die Schüler dieses Video selbst anhand ihres eigenen Facebook-Profils ausprobiert haben. Erst waren sie nur erschreckt oder fanden es einfach lustig. Später stellte jemand die Frage, ob das bei ihrem Profil nicht auch passieren könnte. Da wusste ich, die Message ist angekommen.
Das Video ist zwar auf lustig gemacht. Dennoch finde ich es sehr gut: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/videos/extra3323.html