Bevor ich hier aus dem Vollen schöpfe, sollte ich mich vielleicht erst einmal vorstellen. Ich bin Lars Sobiraj und lebe seit einigen Jahren vom und für das Schreiben. In den Online-Journalismus stieg ich im Sommer 2006 ein, als das Forum und IT-Portal gulli.com noch einem Bochumer Unternehmen gehörte. Anfang 2008 wurde der deutsche Schrecken aller Rechteinhaber und Abmahner von einer Wiener GmbH gekauft, dessen Projektleiter natürlich an einer Fortsetzung der redaktionellen Betreuung interessiert war. Ich wollte mich als Nachfolger von Richard Joos (Korrupt) austoben und ausprobieren. Das hat man mir von April 2008 bis Oktober 2012 in vollem Umfang erlaubt und viele meiner Experimente gefördert. Ich schreibe jetzt für Portale wie teltarif, Netzpiloten, Deutsche Welle, Dr.Web, Golem, heute.de, torial und viele andere.
Wenn sich ein Mashup-Künstler mit den „Ogern“ von EMI anlegt …
Mein Weltbild von der bösen Musikindustrie war geprägt von vielen negativen Berichten, die man überall lesen konnte und kann. Ehrlich gesagt kann ich mir kaum einen industriellen Zweig vorstellen, der PR-technisch so viele Fehler gemacht hat, wie die Kreativwirtschaft.
Nur als Beispiel: Im September 2006 recherchierte ich an einer Story über Clayton Counts. Der gute Mann hatte es gewagt, Songs der Beatles mit denen der Beach Boys zu vermischen. Um es gleich vorweg zu sagen: Das Ergebnis klingt einfach schrecklich. Trotzdem schritt die EMI ein, weil sie ihre Rechte verletzt sah. Und damit nicht genug. Sie wollte sogar von jedem Downloader seines Blogs die IP-Adresse haben, um auch diese zivilrechtlich verfolgen zu können. Counts bezeichnete die Konzernchefs als „Oger“, weigerte sich und sollte mit einer Millionen Dollar teuren Klage zur Herausgabe gezwungen werden. Die Geschichte um das Mashup-Album der „Sgt. Petsound’s Lonely Hearts Club Band“ landete bei unzähligen Webseits und war es letztlich sogar wert, die Relevanzdebatte der englischsprachigen Wikipedia zu überdauern. Warum ich dieses Beispiel ausgewählt habe? Das Szenario war geradezu typisch: Ein Major Label befand sich im Kampf gegen einen völlig unbedeutenden texanischen Blogger, der seine nicht kommerziell verwertbare (weil unzumutbare) Musik im Internet verschenkte. Derartige Nachrichten von David gegen Goliath zirkulieren bis heute zu Hunderten im Netz. Sie haben unser aller Bild von der Musikindustrie stark zu dessen Nachteil beeinflusst.
Wo verläuft die Grenze zwischen Inspiration und Diebstahl von geistigem Eigentum?
Gut gegen Böse? Es wäre schön, wenn es wirklich so einfach wäre. Denn selbst diejenigen Leser, die keine Musiker sind, wissen spätestens seit Kirby Fergusons Dokumentation „Everything is a Remix“, wie schmal der Grad zwischen einer eigenen Komposition und dem Klau einer fremden ist. Die Doku macht den Eindruck, irgendwie haben alle sich alle Musiker bei ihren Kollegen bedient, wo es nur ging. Das stimmt so natürlich nicht. Aber die Videos von Ferguson zeigen, wie schwer es ist, ohne einen fremden Einfluss ein eigenes Werk zu erstellen. Wie kann ich als Filmemacher oder Songwriter verhindern, dass ich mich nicht auf ein bereits bestehendes Werk beziehe? Müssen alle Kreativen ins Exil gehen, damit sie keine Urheberrechtsverletzungen mehr begehen können? Natürlich wäre das illusorisch. Aber zumindest bekämen sie dann den Blues hin, weil ihnen freiwillig kein Weib bis zum Nordpol folgen würde.
Everything is a Remix Part 1 from Kirby Ferguson.
Die Frage ist auch, wo die Grenze zu ziehen ist, zwischen einem Remix, sich inspirieren lassen und einem waschechten Plagiat. Diese Fragestellung hat in der Vergangenheit unzählige Gerichte in aller Welt beschäftigt, sie wird es leider auch weiterhin tun. Die vier Teile von „Everything is a Remix“ (siehe oben) zeigen zudem eindrucksvoll auf, wie komplex die ganze Problematik ist. Die Dokumentation bietet den Zuschauern aber leider keine Lösung an. Warum? Weil es schlichtweg keine einfache Lösung gibt. Hätte ich sie parat, dann würde ich Euch/Ihnen aus der sonnenverwöhnten Karibik und nicht aus dem verregneten Bergischen Land schreiben.
Polemik zieht nur bei einfachen Zusammenhängen!
Natürlich kann eine politische Bewegung wie die Piratenpartei dafür plädieren, einfach alle Rechte auf ein Minimum zu reduzieren, damit die Labels und Künstler schon nach wenigen Jahren keine rechtliche Handhabe mehr haben. Aber kann das die Lösung sein? Manche Piraten argumentieren, die Hersteller von Pferdewagen hätten ja auch irgendwann mal erkennen müssen, dass ihr Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert, weil mehr und mehr Menschen auf ein Auto umgestiegen seien.
Ist ja gut und schön. Aber ist es deswegen erlaubt, einfach auf einen LKW oder PKW aufzuspringen, um sich kostenfrei umherfahren zu lassen? Irgendwie nicht. Und das nicht nur, weil es zu vielen Unfällen führen würde. Ein Beförderungsmittel löste ein anderes ab. Dieser Vergleich mit dem Ende der Kutschen hinkt auch deswegen, weil analog gespeicherte Musik lediglich von digital gespeicherter Musik abgelöst wurde. Ob auf Schellack, oder später auf Polyvinchlorid oder Polycarbonat gepresst oder in Form einer Wave-Datei oder MP3, es geht damals wie heute um Musik. Am Bedarf an Musik hat sich nichts geändert. Nur wird sie heute zunehmend bei YouTube und nicht mehr im Plattenladen oder auf dem heimischen Plattenteller oder CD-Player konsumiert.
Anonymität gibt es nicht nur im Internet
Dazu kommt noch etwas anderes. Es ist grundsätzlich ein Unterschied, ob ich etwas verschenke, was mir gehört. Oder ob ich als Partei dazu auffordere, dass der Staat Unternehmen oder Musiker dazu zwingen soll, dass sie etwas nach Ablauf der Regelschutzfrist verschenken müssen, was zwar den Urhebern, aber eben nicht den Piraten und auch nicht dem Staat gehört. Übrigens hatten auch in grauer Vorzeit die Droschkenkutscher etwas dagegen, wenn man ihr Gefährt einfach ohne zu fragen in Beschlag nehmen wollte.
Und dann haben wir auf der anderen Seite die Leute, die ich am wenigsten leiden kann. Das sind die zumeist konservativen und technikfeindlichen Politiker, die am liebsten jeden im Internet dazu zwingen wollen, sich online Tag und Nacht auszuweisen. Vor allem CSU-Politiker neigen gerne dazu, unser Verhalten auf der Straße mit dem im Internet zu vergleichen. Da es im öffentlichen Raum keine Anonymität gäbe, dürfe es die auch im Internet nicht geben, wird gerne von manchen rechtspolitischen Sprechern oder Innenpolitikern argumentiert. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber ich laufe weder auf der Straße noch im Wald mit einem Namensschild herum. Und ich will mich auch in Zukunft weder online noch außerhalb meiner eigenen vier Wände zwangsweise mit einem Schild versehen lassen.
links: So lebendig sind auch die Piraten im Web. Foto von AreteStock.
Was anhand der Ausführungen zunehmend klar werden sollte, ist, dass die ganze Urheberrechtsproblematik von Weitem betrachtet sehr simpel erscheint. Aus der Ferne kann man die Positionen gut in schwarz und weiß unterteilen. Umso intensiver wir uns aber mit dem Thema beschäftigen und uns der Sache annähern, umso komplizierter und grauer werden die vormals schwarzen oder weißen Flächen. Das gleiche gilt übrigens auch für den Streit zwischen YouTube und der GEMA. Es ist recht ungünstig für solche Menschen, die polarisieren wollen, dass sich komplizierte Sachverhalte nicht für polemische Angriffe eignen. Das ist vielleicht auch der Grund, weswegen manche „Urheberrechtsexperten“ wie Gerhard Bruno Kramm die Auseinandersetzung zwischen der Google-Tochter und der GEMA auf einige wenige Aspekte herunterbrechen. Pirat Kramm indes muss sich als Labelchef wegen der von ihm geforderten Aufweichung der Leistungsschutz- und Urheberrechte keine Sorgen machen. Kramm hat schlichtweg das unternehmerische Risiko auf die Künstler verschoben. Die müssen bei seinem Label Danse Macabre eigenhändig für alle Aufnahmekosten, Vertriebskosten und alles weitere aufkommen. Selbst wenn ein neues Album keinen einzigen Abnehmer finden sollte, hat Unternehmer Kramm schon alle Kosten gedeckt. Praktisch, oder? Ob die Musik später verschenkt oder verkauft wird, kann ihm unter den Voraussetzungen gleichgültig sein.
Eine Kulturflatrate ist kein Allheilmittel
Doch kommen wir zu weiteren Lösungsansätzen wie der Kulturflatrate, die vor allem von manchen Grünen sehr in den Mund genommen wird. Für mich fällt eine Art Kultursteuer als Allheilmittel flach. Wieso soll ich unabhängig von meinem Konsum bezahlen, damit genügend Werke für alle Bürger vorhanden sind? Und wo hört sie auf, die Flat? Sollen E-Books, Hörbücher, Programme, Pornofilme, Fotos, PC- und Konsolenspiele auch dazugehören? Und wie will man das ganze eingesammelte Geld dann aufteilen? Dieses Vorhaben würde eine gigantische Organisation erschaffen, die die GEZ und GEMA zusammen wie Waisenknaben aussehen lässt. Mal ganz davon abgesehen, dass man hierbei bis ins kleinste Detail erfassen müsste, welche Werke ich konsumiert oder zumindest heruntergeladen habe. Doch will ich wirklich, dass irgendwer weiß, welche Filme oder Musikstücke ich mag? Muss denn wirklich festgehalten werden, ob ich den neuesten Streifen von Teresa Orlowski oder Puffska Mamska den Vorzug gebe? Ich würde sagen: nein.
Die Zahlenspiele der Content-Industrie
Spannend ist es auch zu sehen, wie viele Versäumnisse von der Musikindustrie im Laufe der Jahre begangen wurden. In welchem Umfang die Erstellung und Distribution von digitalen Kopien die Wirtschaft tatsächlich schädigt, darüber gehen die Meinungen stark auseinander. Tatsache ist und bleibt aber, es gibt sie, die Schädigung der Kreativwirtschaft. Da wird von manchen Lobbyisten lautstark von Unsummen gesprochen, die man aufgrund der Piraterie verloren hätte. Die MPAA (Filmwirtschaft) sprach im Dezember 2011 von 58 Milliarden Dollar, die alleine in den USA jährlich durch Raubkopien vernichtet worden seien. Comic- und SF-Autor Rob Reid bezeichnete diese Zahlenspiele in seinem TED-Talk als die sogenannte Urheberrechts-Mathematik. Würde man die 58 Milliarden Dollar in Form von Pennystücken aneinander reihen, so reichen diese bis zum Mars, rechnet uns der Gründer des Musikdienstes Rhapsody vor. Ein vergleichbarer Verlust der US-Wirtschaft würde allenfalls entstehen, wenn landesweit alle Ernten ausfallen. Jetzt spielt die Landwirtschaft in den USA aber schon aufgrund der Größe des Landes eine entscheidende Rolle, zumal ein erheblicher Teil der Ernten exportiert wird. Und der Schaden, den die RaubMordKopierer jährlich verursachen, soll so groß sein, wie der Jahresumsatz der US-amerikanischen Landwirtschaft? Sorry liebe MPAA, rechnet doch bitte einmal nach. Das ist einfach absurd!
Die Musikindustrie besteht nicht nur aus 3 Major Labels!
Mal ganz davon abgesehen, dass laut der eigenen Erhebungen der Jahresumsatz und die Zahl der Besucher angestiegen ist, die trotz The Pirate Bay, RapidShare, kinox.to oder MEGA noch immer ihren Weg in die Kinos finden. Doch bezogen auf die Musikwirtschaft muss man noch etwas anderes herausstreichen. Nämlich, dass es neben den drei existierenden Major Labels noch viele weitere Firmen gibt, die nur selten erwähnt werden. Und die Indie-Labels unterhalten im Gegensatz zu Universal, Sony und Warner nur wenige Mitarbeiter und haben nur einzelne Künstler unter Vertrag. Wenn jemand Filesharing betreibt und glaubt, er schädige damit sowieso nur einen der drei riesigen Konzerne, dann wird er kaum ein schlechtes Gewissen deswegen bekommen. Würde dem gleichen Musikliebhaber klar werden, dass manche seiner Bands nicht mehr in Deutschland auftreten können, weil sich die Plattenfirmen keine Experimente mehr leisten kann, dann sähe die Lage wahrscheinlich etwas anders aus. Ein Großkonzern schreibt halt seine Verluste ab oder wird im worst case verkauft, ausgegliedert oder fusioniert mit einem anderen Unternehmen. Bei einem Kleinstbetrieb sehen die Konsequenzen für die Betroffenen deutlich bitterer aus.
Was wollt ihr haben? 0815 DSDS-Gedudel oder künstlerische Vielfalt?
Letztlich muss die Frage lauten, was wir hören wollen. Wenn uns der Einheitsbrei der Charts völlig ausreicht, dann kann es uns egal sein, dass viele neue Interpreten keine Chance mehr auf einen Plattenvertrag bekommen. Da die Umsätze seit Aufkommen von Napster de facto gesunken sind, muss man sich nicht darüber wundern, dass immer mehr Firmenchefs dazu übergehen, nur noch die Musik in die Presswerke zu schicken, von denen sie glauben, dass sie massentauglich ist.
Es wäre in den vergangenen Jahren verdammt nochmal Aufgabe der Lobbyisten und PR-Berater gewesen, darauf hinzuweisen, dass der Musikmarkt nicht homogen und übersichtlich ist. Und darauf, dass durch die seit vielen Jahren andauernde Urheberrechtsproblematik jede Menge Kultur vernichtet wurde. Wer es auf die Spitze treiben will, der könnte behaupten, wir schlittern ganz langsam und beinahe unmerklich in Richtung einer Monokultur für Musik. Warum? Weil Vielfalt Geld kostet und die Labels immer seltener Experimente wagen wollen. Da legt man gerne den Remake eines Remakes auf, oder manche auf ewig verschollen geblaubten Interpreten wird künstlich neues Leben eingehaucht, weil sich damit noch immer besser Geld verdienen lässt, als es in den Aufbau neuer Gruppen oder einzelner Künstler zu stecken.
Abmahnungen als Allzweckwaffe?
Und die Rechteinhaber? Manche haben sich tatsächlich darauf eingelassen, zumindest einen Teil ihrer Umsätze durch Abmahnungen zu erwirtschaften. Täglich erscheinen im Abmahnradar der Juristen neue Warnmeldungen. Label XY lässt durch Kanzlei YZ das Werk AB abmahnen, heißt es dort. Ist es denn wirklich eine gute Idee, die eigene Kundschaft mit hochpreisigen Kostennoten zu vergraulen? Sicher nicht, das war es nie.
Machen wir uns doch bitte nichts vor. Man hat den Juristen viel Geld in den Rachen geworfen, die entweder nach dem Baukastenmodell Abmahnungen verschickt haben. Oder es haben die Juristen an der Misere verdient, die die Abgemahnten juristisch vertreten. Leider gibt es noch immer genug Unwissende, die einen Bit-Torrent-Client bedienen und damit diesem gesellschaftlichen Abschaum Tür und Tor öffnen. Mittlerweile geht der Trend mehr in Richtung Filehoster und Usenet-Provider, weil Downloader dort keine Abmahnungen befürchten müssen. Die Kim Dotcoms und Peter Sundes dieser Welt haben ihre Geschäftsmodelle stets in Windeseile den Gegebenheiten angepasst. Das fällt vielen Entscheidern der Musikindustrie noch immer sehr schwer. Von der nationalen wie grenzübergreifenden Gesetzgebung, die sich ebenfalls quasi jede Woche aufs Neue anpassen müsste, es aber nicht kann, einmal ganz abgesehen.
Fazit
Für mich steht fest: All die eingeführten technischen Kopierschutzmaßnahmen und die Forderungen nach einem strenger regulierten Internet werden letztlich keinem Label etwas helfen. Doch was muss die Musikindustrie tun, um nicht doch irgendwann dem Vorbild der Pferdewagenhersteller zu folgen? Ganz einfach! Sie muss uns klar machen, wie wertvoll ihr Produkt ist. Und sie muss uns zeigen, dass es Menschen und nicht immer anonyme Konzerne sind, die durch unser Tun geschädigt werden. Sie muss uns darüber aufklären, dass es weit mehr gibt, als nur die Major Labels. Den Musikfans sollte klargemacht werden, dass sich die Geschäftsführer der Plattenfirmen eben nicht bei jeder Gelegenheit Koks, Schampus und Nutten ins Büro kommen lassen. Nur wenn ich weiß, wie anstrengend sich die Durchführung einer Tour gestaltet und wenn ich erahnen kann, wie viel Aufwand hinter der Produktion eines Albums steckt und wie lange es dauert, einen neuen Künstler bekannt zu machen, dann denke ich anders über die ganze Sache. Das klingt vielleicht relativ simpel. Beim gegenwärtigen Ruf der Musikindustrie ist aber leider das Gegenteil der Fall.
Manche Leute, die stets einen Vorwand zur Hand haben, wie sie ihre Handlungen rechtfertigen können, die wird man eh nicht erreichen. Die Pirate Bays, MEGAs, Uploaded.to’s und Movie2k’s dieser Welt sowieso nicht.
Sicher aber solche Menschen, die es ehrlich meinen. Und solche, die einen Vorteil darin erkennen, dass sie ihre Lieblingsband finanziell unterstützen und somit am Leben erhalten, anstatt nichts zu bezahlen. Und von solchen Menschen, liebe Branchenvertreter, gibt es in unserer Bevölkerung noch immer viele. Gäbe es die nicht, könnte man keine Konzerthallen mit ihnen füllen, sie würden sich keine Musikvideos anschauen und keine T-Shirts kaufen. Es ist der Wert der Musik, haptisch wie digital und auch der der eigenen Branche, den man den Menschen nahebringen muss.
Es bleibt die Hoffnung, dass die Altlasten eines schönen Tages vielleicht sogar gänzlich in Vergessenheit geraten, wenn man es aufgibt, Abmahnungen zu verschicken, Mashup-Künstler zu verklagen oder strengere Regeln für das Internet zu fordern. Weil das Internet, liebe Lobbyisten und Politiker, werdet ihr sowieso niemals effektiv regulieren können. Diesen Krieg habt ihr schon jetzt aus den verschiedensten Gründen verloren. Freilich könnte man ewig darüber diskutieren ob das gut oder schlecht ist.
Ich denke die Industrie hat ein paar grundsätzliche Fehler mit diesem damals neuen Medium gemacht. Hätte man offensiv versucht Vertriebsplattformen aufzubauen anstatt das Internet erstmal zu verteufeln, wäre man heute dort sicherlich deutlich präsenter. Stattdessen war Apple der erste Konzern der dort richtig eingestiegen ist und auch jetzt noch gute Gewinne daraus zieht.
Ein generelle Abschaffung des Urheberrechts dürfte auch Quatsch sein, wenn man mal kurz darüber nachdenkt. Allerdings sollten die Zeiten deutlich angepasst werden. Patente gelten z.B. für 25 Jahre, nicht länger. Für mich stellt sich da die Frage warum z.B. Musik eine deutlich längere Laufzeit als ein Patent verdienen sollte und 25 Jahre Schutz sollten auch für künstlerische Werke durchaus ausreichend sein um einen ansehnlichen Gewinn zu generieren.
Den Sinn von Kopierschutzmaßnahmen sollte man übrigens nochmal dringend evaluieren. Auf dem momentanen Stand halten Kopierschutzmaßnahmen eine unzulässige Kopie nicht wirklich lange auf, aber sie bedeuten meistens eine Einschränkung für den ehrlichen Käufer. Jeder kennt sicherlich die frustrierenden Momente von Zwangswerbung auf DVDs oder dass eine Musik CD sich nicht wiedergeben lässt. So ein Schutz ist ein Verkaufshindernis, vertreibt ehrliche Kunden und erzeugt auch noch zusätzliche Kosten für den Publisher.
MfG
Mr. J
Sie haben das Internet nicht ernst genommen, viele Manager haben das Internet lange Zeit nicht verteufelt. Als die Dotcom Blase platzte, fühlten sie sich noch in ihrer Ansicht bestätigt. Davon profitierte neben Apple noch Amazon. Heute wird die meiste Musik online von Firmen vertrieben, die ursprünglich nie etwas mit dem Thema Musik zu tun hatten. 😉
„Dieser Vergleich mit dem Ende der Kutschen hinkt auch deswegen, weil analog gespeicherte Musik lediglich von digital gespeicherter Musik abgelöst wurde. Ob auf Schellack, oder später auf Polyvinchlorid oder Polycarbonat gepresst oder in Form einer Wave-Datei oder MP3, es geht damals wie heute um Musik.“
Stimmt schon. Mann kann eigentlich auch sagen, Musik, Filme und Bücher waren noch nie physisch, denn wichtig war und ist ja nicht der Datenträger (was auch eine Schallplatte, die Filmrolle oder das Buchpapier sein kann), es sind die darauf enthaltenen Daten.