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Facebook startet eigenes Werbe-Netzwerk

Mit Atlas geht Facebook heute in direkte Konkurrenz zu Google. Auch dieses neue Werbe-Netzwerk soll uns künftig überall im Netz aufspüren, um uns die optimale Online-Werbung anzuzeigen. Dabei greift das soziale Netzwerk auch auf die Daten von Facebook selbst zurück. Der alleinige Einsatz von Cookies reicht dafür schon lange nicht mehr aus.

Unser Nutzerverhalten und all unsere Daten, womit wir uns bei Facebook eindeutig identifizieren, werden jetzt erneut vermarktet. Allerdings geschieht dies nicht mehr nur beim sozialen Netzwerk selbst, sondern überall im Web. Ab heute sollen Werbetreibende und potenzielle Kunden punktgenau zusammengebracht werden. Da Facebook so viel über uns weiß, können entsprechend viele Informationen über unser Konsumverhalten veräußert werden. Ein Apple-Store könnte beispielsweise ganz genau in Erfahrung bringen, welche Facebook-User ein iPhone besitzen und im Umkreis von 20 Kilometern von Köln leben. Je nachdem wie viele Facebook-Seiten wir über Apple-Produkte abonniert oder wie intensiv wir über dieses Thema diskutiert haben, umso mehr setzen wir uns mit unserem iDevice auseinander. Von daher darf der Apple Shop davon ausgehen, dass wir bereit sind, entsprechend viel Geld in unser Hobby zu investieren.

Über diese Informationen verfügen Online-Vermarkter nicht, die lediglich mit Cookies arbeiten. Cookies sind kleine Textdateien, die unsere Browser ohne Aufforderung auf unserem Computer speichern. Damit kann man zum Beispiel auslesen, welche Webseiten besucht wurden. Die Verfolgung der Nutzer, die ein mobiles Gerät einsetzen, klappt aber nicht immer. Von daher sind für alle Hersteller unsere Facebook-Daten Gold wert. Umso präziser eine Werbung auf unsere Interessen zugeschnitten ist, umso teurer lässt sie sich veräußern. Das weiß auch Mark Zuckerberg, der Gründer und Vorstandsvorsitzende des US-amerikanischen Technikkonzerns.

Wie kann ich mich vor Facebook schützen?

Gegen die Preisgabe der eigenen Daten kann man leider nichts tun. Wer Facebook nutzt, hat bei seiner Registrierung der Verwertung der eigenen Daten zugestimmt. Schützen kann man sich nur, indem man dort nicht zu viel Privates von sich preisgibt. Die eigene Chronik aufzuräumen macht sowieso alle sechs Monate Sinn, für Facebook sind die Daten damit aber noch immer vorhanden.

Interessant ist in jedem Fall die Auswertung der „Privacy Awareness App“ vom Wiener Institut für BWL und Wirtschaftsinformatik. Die App ist eigentlich nur eine Webseite. Wer sich bei Facebook einloggt, der App alle Zugriffe erlaubt und ein paar Minuten wartet, wird sein ganz persönliches, höchst blaues Wunder erleben. Dort wird im Detail aufgeführt, wo und wie ich mich bisher bei Facebook getummelt habe. Welche Bilder wurden von mir gepostet, welche Keywords wurden am häufigsten genutzt? Wo in der Welt habe ich mich aufgehalten, mit welchen Personen bin ich verbunden? Welchen Einfluss habe ich auf meine Mitmenschen? Die Liste der zugänglichen Informationen erscheint endlos zu sein.

Allerdings ist die App extrem datenhungrig, ansonsten könnte sie nicht funktionieren. Die Erlaubnis zum Zugriff auf die eigenen Informationen sollte man sich also gut überlegen. Zudem will die Webseite etwas an meiner eigenen Pinnwand posten. Auf jeden Fall wird einem so deutlich mehr verraten, als was Facebook seinen Nutzern auf Anfrage preisgibt.

Kann man sich denn überhaupt gegen das Tracking der Seitenbesucher schützen? Gegen die systematische Verfolgung des Nutzerverhaltens kann man sich außerhalb von sozialen Netzwerken recht gut schützen. Die kostenlose Browser-Erweiterung Ghostery kennt momentan 1941 verschiedene Programme, die uns ausforschen wollen. Ghostery ist für jeden gängigen Browser verfügbar. Beim Installieren sollte man unbedingt den so genannten Ghostrank ausschalten. Damit werden nämlich unsere Daten an die Server von Ghostery verschickt. Nach Medienangaben soll der Ghostery-Hersteller Evidon die Daten seiner Nutzer auch an Abnehmer der Werbewirtschaft verkaufen. Doch wer den Ghostrank deaktiviert, geht auf Nummer sicher. Das Zusatzprogramm demonstriert eindrucksvoll, in welcher Form man auf verschiedenen Webseiten überwacht werden soll. Der Einsatz lohnt sich schon, um sich das vor Augen zu halten. Von der Möglichkeit die Analyse- und Werbetools deaktivieren zu können, einmal ganz abgesehen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 29. September 1014 bei Stern.de.

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