Martin Frost

Martin Frost: Ein ehemaliger Drogendealer vor dem Mikro?

Martin Frost hat selbst keine Drogen verkauft. Allerdings hat er einst einen der weltweit größten Darknet-Marktplätze betrieben, wo andere Händler, in Szenekreisen Vendoren genannt, ihre Drogen veräußert haben. Frost kommt aus der Mittelschicht aus dem Raum Stuttgart. Er ist belesen, intelligent und wirkt sehr reflektiert. Wieso macht jemand so etwas, fragte ich mich vor den Aufnahmen zu unserem Podcast.

Martin war im gulli:board unterwegs, als ich 2006 gerade mal als Freiberufler dort eingestiegen bin. Doch beim Thema Filesharing bleib er nicht lange im Forum. Dort haben sich auch zahlreiche Hacker ausgetauscht, die dort zumindest Teile ihrer Programmierkünste vorgeführt haben. Dass gulli.com später verkauft wurde, hat er nur noch am Rande mitbekommen.

Frost wollte es der Welt zeigen. Zeigen, was er kann, was als Programmierer Gutes in ihm steckt. Beweisen, dass er vieles besser machen kann als andere. Dafür verfügt er über die Tugenden, die man dafür braucht: Fleiß und Ausdauer. Er arbeitete sich also in die Materie ein und verfügte dann später in der Folge über die Kontakte, die man für größere Projekte im Darknet braucht.

Martin Frost war sich seiner Taten nicht bewusst

Er war da irgendwie reingerutscht. Martin Frost hat sich keine Gedanken darüber gemacht, welchen Schaden er und die beiden anderen Mittäter angerichtet haben. Wie viele Menschen abgezockt wurden, deren Kreditkartendetails für ein Appel und Ei, wie man so schön sagt, über den Wall Street Market verkauft wurden. Momentan kämpft er mit seinem Anwalt gegen sein Strafmaß an. Die Verhandlungen zur Revision stehen bald an. Wenn die Richter das Urteil vom Landgericht Frankfurt bestätigen sollten, stehen insgesamt über 7 Jahre Gefängnis an.

Heute bietet er Datenschutzunterricht an Schulen an. Er klärt die Heranwachsenden über die Chancen und Risiken des World Wide Webs auf. Und wer könnte authentischer sein oder ist näher dran am Thema, als Martin Frost selbst? Nein, das macht ihn noch immer zu keinem Online-Drogendealer. Aber ohne sein Zutun hätte der Wall Street Market nicht so lange existieren können. Zumindest daran besteht kein Zweifel.

Frost war häufiger vor der Kamera, trotzdem wollte ich diesen Podcast machen, schon weil er auch das Crime Network (1.0) kennt und viel über die Zusammensetzung der deutschen Fraud-Szene weiß. Im Gegensatz zu anderen Wiederholungstätern wie Shiny Flakes wird er nie den gleichen Fehler zweimal machen. Er möchte nur noch so viel Zeit wie möglich mit seiner Lebensgefährtin und seinem Kind verbringen. Für seine Zeit im Gefängnis hat er Pläne. Man muss abwarten, ob er diese im JVA dann auch wie gewünscht umsetzen kann.

Neugierig geworden? Die Podcast-Episode mit Martin Frost kann man sich kostenlos hier anhören und gerne auch herunterladen. Ich wünsche viel Spaß dabei!